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Eintagsfliegen (Ephemeroptera)

Eintagsfliege Ephoron virgo - Foto: Armin Kureck
Eintagsfliege Ephoron virgo: Weibchen. Foto: Armin Kureck © Universität zu Köln

Eintagsfliegen sind keine Fliegen, sondern eine eigene Ordnung der Insekten. Die geflügelten Stadien, wie auf dem Bild zu sehen, leben nur kurz, nehmen keine Nahrung auf und kümmern sich ausschließlich um die Fortpflanzung. Dabei können sie eindrucksvolle Schwärme zeigen.
Die Larven der Eintagsfliegen leben im Wasser und dort auch viel länger als einen Tag, in Einzelfällen 2-3 Jahre. Da sie meist sauberes, sauerstoffreiches Wasser brauchen, sind Eintagsfliegen gute Bioindikatoren.
Im Rhein lebten früher mehrere Arten von Eintagsfliegen, darunter auch auffällige und große Arten. Alle sind mit der Wasserverschmutzung in der Mitte des 20. Jahrhunderts verschwunden. Die meisten sind bis heute nicht zurückgekehrt.

Die Rückkehr der Eintagsfliege Ephoron virgo in Köln

Eintagsfliegen schwärmen in Köln 1991. Foto Armin Kureck
Eintagsfliegen umschwärmen Lampen am Breslauer Platz in Köln, August 1991. Foto: Armin Kureck © Universität zu Köln

An Augustabenden der Jahre 1990-1992 erregten große weiße Insekten Aufsehen am Rhein. Wie Schneegestöber flogen sie, von Lampen angelockt, über Rheinbrücken in Köln und Bonn und behinderten den Verkehr. Die ungewohnten Insekten erregten bei Rheinanliegern und Medien großes Interesse. Stellenweise wurden Brücken gesperrt, weil die Insekten die Sicht behinderten oder an Lampen abstürzten und eine rutschige Schicht bildeten.

Das war die spektakuläre Rückkehr der einst häufigen Eintagsfliege Ephoron virgo, die im Niederhein fast 50 Jahre verschollen war und daher vielen neu vorkam. Diese "Augustfliege" wurde früher bei Massenflügen mit Licht angelockt und als Tierfutter verwendet. Wie kaum eine andere Art zeigte ihre Rückkehr schon am Ufer, dass sich der Rhein wieder belebte.

Viele Anfragen zu den "neuen" Insekten veranlassten den Zoologen Dr. Armin Kureck von der Universität Köln, sich näher mit der Biologie dieser Art zu befassen. Im Labor war die Aufzucht der Larven aus Eiern sehr aufwändig. Viel einfacher ließen sie sich in fließendem Rheinwasser halten, das den filtrierenden Larven ihr Futter gleich mitbrachte. 1997 wurden auf dem Bootshaus die ersten Durchflussrinnen aufgebaut, in denen sich Ephoron-Larven unter naturnahen Bedingungen gut beobachten ließen. Auch konnten Interaktionen mit der übrigen Rheinfauna, insbesondere den neu eingeschleppten Arten (Neozoen), direkt vor Ort naturnah untersucht werden. Unter der Leitung von Prof. Hartmut Arndt, der im selben Jahr nach Köln kam, wurde hier dann die Ökologischen Rheinstation aufgebaut, in der nun die Ökologie des Rheins von den Einzellern bis zu den Fischen direkt auf dem Fluss untersucht werden kann.

Larve der Eintagsfliege Ephoron virgo

Die Eintagsfliegenlarve gräbt U-förmige Röhren in den Flussgrund. Durch diese Röhren pumpt sie mit den Kiemen Wasser und filtert mit den Mundwerkzeugen feinste Nahrungspartikel bis zur Größe von 1µm heraus.

  • Kureck, A., Bieg, R. (2001): Zur Ernährungsökologie von Ephoron virgo (Ephemeroptera) im Rhein: Die Entwicklung der Mundwerkzeuge und der Einfluss von Nahrungskonkurrenz auf die filtrierenden Larven. Verh. Westd. Entom. Tag 2000, S 299-306

 

Entwicklungszyklus von Ephoron virgo

vergrößern: Der Entwicklungszyklus von Ephoron virgo
Entwurf A. Kureck, Zeichnung J.Jacobi © Armin Kureck

Jedes Tier fliegt nur an einem Abend. Die Generationsdauer beträgt aber ein Jahr.  In der Population kann sich die Flugzeit über einen Monat hinziehen.
Im Schema ist oben ein Flugabend dargestellt. Der Kreis darunter zeigt den Jahreszyklus. Die Larve verlässt ihre Wohnröhre und schwimmt zur Wasseroberfläche (1). Hier häutet sie sich rasch zur Subimago, die sofort abfliegt. Die Weibchen bleiben bis zu ihrem Lebensende ununterbrochen in der Luft. Die Männchen (2) fliegen zunächst kurz ans Ufer, häuten sich mitsamt den Flügeln zur Imago und schwärmen dann dicht über dem Wasser (3). Hier paaren sie sich mit den später schlüpfenden Weibchen (4). Die Weibchen fliegen danach stromaufwärts, fallen dann sterbend aufs Wasser und geben ihre Eier in Form von zwei länglichen Paketen ab (5). Die Eier lösen sich, sinken auf den Grund und heften sich dort mit speziellen Haftfäden an. Die Embryonalentwicklung (6) stoppt nach einem Monat. Dann verharrt der Embryo in einem Ruhestadium (7), das erst nach tiefen Wintertemperaturen beendet wird. Im Frühjahr, nach ca. 9 Monaten im Ei, schlüpfen die Junglarven (8). Sie leben zunächst im Lückensystem zwischen Sandkörnern und bauen sich dann ihre Wohnröhren (9) in denen sie innerhalb von ca. 3 Monaten heranwachsen. 

Details:
Kureck (1996), Kureck und Bieg (2001), Kureck und Seredszus (2007)
Kureck, A., Bieg, R., Wendeler, R., Borcherding, J. (2014): Fecunditiy of the mayfly Ephoron virgo (Olivier, 1791) (Ephemeroptera: Polymitarcidae): A long-term study in the River Rhine. Limnologica 47: 1-6