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Der Bors­ten­wurm Hy­pa­nia in­va­li­da (Po­ly­chae­ta, Am­pha­re­ti­dae)

Polychaeten sind Ringelwürmer, die im Meer mit vielen teilweise farbenprächtigen und bizarren Arten vorkommen. Einige sind durch spektakuläre periodische Massenschwärme bekannt (z.B. Palolo-Wurm). Im Süßwasser findet man nur wenige unscheinbare Arten. Im Rhein gibt es bisher nur eine bekannte Art.
Hypania invalida lebt in selbstgebauten Röhren im Sediment und sammelt mit seinen Tentakeln organisches Material von der Schlammoberfläche. Vom Schwarzen Meer aus hat der Wurm allmählich die Flüsse besiedelt. An der Wolgamündung wurde er schon 1910 nachgewiesen, im Dniepr 1926.  Als er 1958 in der oberen Donau gefunden wurde, bezweifelte man noch, dass er aus eigener Kraft so weit aufgewandert sein konnte und diskutierte ein nacheiszeitliches Reliktvorkommen. 1994, knapp zwei Jahre nach Eröffnung des Main-Donau-Kanals, war er dann schon im Rhein weit verbreitet – ein deutlicher Hinweis auf den Transport im Ballastwasser von Schiffen. Inzwischen hat er große Teile Mittel- und Osteuropas erreicht. Er siedelt sich auch massenhaft in den Rinnen der Ökologischen Rheinstation der Uni Köln an. Hier wurde seine Biologie auf Anregung von Armin Kureck u.a. in einer Staatsexamensarbeit (Birte Schulz 2002) und zwei Diplomarbeiten untersucht (Leif Kniggendorf 2004, Helge Norf 2004).  Die Weibchen betreiben Brutpflege und behalten die Eier bis zum Schlüpfen der Jungtiere in der Wohnröhre. Diese können mit der Drift oder im Ballastwasser von Schiffen rasch verbreitet werden. An geeigneten Stellen kann Hypania in enormen Dichten leben. In Rinnen der Rheinstation siedelten sich allein über das durchgepumpte Rheinwasser in zwei Monaten bis zu 5500 Jungtiere pro m² an – zusätzlich zu den noch häufigeren jungen Körbchenmuscheln (Kureck, unveröff.).

expand: Hypania invalida mit eingezogenen Tentakeln
Zeichnung J.Jacobi © Uni­ver­si­tät zu Köln

 

Hypania invalida ohne Wohnröhre. Die Tentakeln sind eingezogen.

 

 

 

 

expand: Zeichnung des Vorderendes von Hypania mit ausgestreckten tentakeln
Vorderende des Wurms mit ausgestreckten Tentakeln. Zeichnung Leif Kniggendorf © Uni­ver­si­tät zu Köln.

 

Die oberen, dickeren Tentakeln dienen als Kiemen, die unteren sammeln Nahrung und Baumaterial für die Wohnröhre. Ihre Funktion ist in den Videoclips rechts zu sehen.